Donnerstag, 3. August 2006
Sonntag, 23. Juli 2006
die welt mag ja bildergeflutet sein, aber wenn man an einem sonnigen dienstagmorgen in einer fremden stadt aus dem zug steigt und am bahnhof einen einem bekannten mann in den fünfzigern sieht, der erst kürzlich seinen schnurrbart weggeschnitten hat und an seinem fleischigen arm eine handtasche und sein feister körper in einem deux-pieces und seine füsse parallel und züchtig etwas quergestellt in stöckelschuhen, dann weiss man gar nicht mehr, wo einem der kopf steht für einen moment, denn wegschauen wäre abweisung, nur grüssen gar salopp und ein klärendes gespräch zu viel für eine doch flüchtige bekanntschaft. also prüft man sich und geht weiter. und der eine denkt sich, verdammt, der hat mich erkannt, da kann man sich nächtens und ganz weit weg verstecken und dann kommt dann doch einer daher, von dem man jetzt nicht weiss, ob er einen bei anderen anschwärzt. und der andere denkt sich, verdammt, wieso hat der das nötig, sich nächtens und ganz weit weg zu verstecken, der kann das doch auch zuhause machen, das stört doch keinen wirklich. dabei hat er das vielleicht gar nicht versucht. sondern nur einen freund oder eine freundin besucht. und was geht es mich an, was einer in seiner freizeit tut? Dienstag, 11. Juli 2006
zuerst wusste der guardian aus unbekannten quellen, dass zidane von materazzi 'dreckiger terrorist' genannt wurde. ein vom brasilianischen tv angestellter lippenleser hat darauf herausgefunden, dass er seine schwester als 'prostituierte' bezeichnet hat. weitere lippenleser kamen zum schluss gemeinsam drauf, dass ihn m. 'sohn einer terroristischen hure' (stand heute) genannt hat. aber niemand konnte verstehen, wieso der grosse zinedine zidane seine grosse karriere so 'unrühmlich' beendete. er habe 'sich selbst vom sockel gestossen'. auf mich selbst wirkte es ganz anders. wie ein grosser, ein grossartiger abgang. einer, der zidane alle ehre macht. warum? darum: erstens: mit dem alle überraschenden kopf-gegen-brust-stoss beging er eine sehr orginelle und ästhetische tätlichkeit, die nicht mehr schmerzen verursachte, als dass dem verbalen täter kurz die luft wegblieb. zweitens: dumm wäre es gewesen, er hätte diese aktion anfangs des spiels gemacht. hat jemand ernsthaft in den letzten minuten noch ein tor aus dem spiel erwartet? drittens: er hätte den penalty verschossen und hat, um so einen abgang zu vermeiden, diese bürde trezeguet übergeben (der prompt das schicksal nach 2000 wieder ausglich). der dritte hätte als logische folge des knapp geskorten ersten und denkbar knapp verwandelten zweiten die torlinie nicht überschritten. viertens: der kölner trainer hp latour sprach von einer kampfsportart und meinte den fussball, worüber das unkundige studiopublikum des schweizer fernsehens herzlich lachte. der durchprofessionalisierte betrieb lässt tatsächlich ab und zu vergessen, dass es um respekt geht, wenn männer sich gegeneinander behaupten. diesbezügliche grenzen kennt ein durchprofessionalisierter italiener mit heiliger mutter nur zu gut, aber wenn man mit dem überschreiten dieser einen wm-final gewinnen kann, sind etwas brustschmerzen kokolores. fünftens: zidane hat es schlicht nicht nötig, sich in dem letzten spiel seiner karriere beleidigen zu lassen. dazu war diese zu glanzvoll und seine leistungen zu herausragend. sechstens: einer, der als buddha bezeichnet wird, hat auch ein innenleben. und wenn dann überraschend mal etwas rauskommt, dann schlagen sich alle sogenannten fans und medien die hände über den köpfen zusammen und können nicht verstehen, wie ein spieler so dumm sein kann und seine karriere so kaputt machen kann. angesichts unbewegter gesichter sollte man nie vergessen, dass der mensch keine maschine ist. siebtens: seine mitspieler hatten, zur betreffenden szene befragt, durch band nur eins zu sagen. ein ernstes, ein wahres danke für zidane. denn ohne ihn wären sie nie so weit gekommen. auch 1998 nicht. achtens: alles in allem war es ein schlag auf die brust von allen falschen fans, von allen opportunisten, von allen besserwissern, von allen grossrednern, von allen respektlosen. diese szene kann man getrost und schweigend verlassen, und wenn man von zehntausenden pfiffen begleitet wird. seine frau hats gesagt. jetzt fängt das leben erst richtig an. Donnerstag, 29. Juni 2006
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