zapper im glück: dank dem krieg gibts jetzt mindestens einen kanal, der die 24h-konferenzschaltung (tor in bagdad!) eingeführt hat und auf den man immer noch schalten kann, bevor einen die leere nach dem ausstellknopf einnimmt. das wird nun so lange dauern, bis man vom wüstensand und den panzern und den leichen abgestumpft ist, geschätzt die länge einer fussballweltmeisterschaft. ein interview mit bundesrätin ruth metzler in der sonntagszeitung: drei journalistInnen werden zum gespräch hingeschickt und begrüssen sie mit der feststellung, sie sei eine buhfrau. ein paar fragen weiter: "Sie haben nichts gelernt, wenig Gespür für die Mechanismen der Politik entwickelt, sind eine unpolitische Technokratin geblieben.". es geht weiter mit ununtermauerten feststellungen, dubiosen vorstellungen und guten ratschlägen: "sie haben keine Visionen / sie gehen nicht an Svp-Veranstaltungen und machen den Polit-Kasper / Solche Auftritte würden Ihrem Image aber nicht schaden, könnten sogar mithelfen, in Sachfragen zu gewinnen.". und dann werden ihr nochmal all die kleinen von den medien inszenierten skandälchen vorgesetzt (in die ferien abhauen / zuviel mit dem heli rumfliegen / couchepin vs. calmy-rey) ich bin zwar kein anhänger von ruth metzler, aber mich stört es, wenn ein bundesrat sozusagen verpflichtet ist, sich ab und zu von irgendwelchen journalisten mit "harten fragen" den kopf waschen zu lassen. das ganze gespräch geht nur um ein sammelsurium von boulevard-themen, kleidung, stil, gerüchte, topthemen. keine sachfrage diskutiert und das im grossen interview der grossen sonntags-zeitung? wollen uns die sz tatsächlich alle an den stammtisch bringen? damit wir gemeinsam über die unfähigen in bern fluchen können? solche beiträge fördern doch nichts als das: weniger kompetenz, weniger sachfragen, mehr oberflächlichkeit, mehr persönliches, alle in die arena und dann nicht mehr reden, sondern geräusche machen und die zähne fletschen. ich denke, der sonntags-blick ist unterdessen weniger boulvard als die sonntags-zeitung. Die meisten Fernsehreporter platzieren sich vor der einzigen Moschee der Umgebung. Sie hat eine eher eiförmige Kuppel und manche kolportieren das schöne Gerücht, diese relativ neue Moschee sei von CNN finanziert worden ? um den Zuschauern daheim orientalisches Flair ins Haus zu bringen. Neuerdings wagen sich auch Altkämpfer wie Peter Scholl-Latour noch einmal an die Front. Falls dann eines nahen Tages Christiane Armanpour von CNN in Bagdad auftauchen sollte oder auch John Simpson von der BBC (der allerdings nach eigenen Angaben momentan mit Einreiseverbot belegt ist), dann wären das die sichersten Anzeichen für den Kriegsbeginn. über die berichterstattung aus dem irak in der sz Nun ist die FAZ wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt: Erst war sie gar nicht im Internet, dann kam sie zu spät, und nun wird die ganze Zeitung in den Sicherheitsbereich gestellt. Nur Abonnenten mit Passwort dürfen die Artikel noch lesen. Dem "jugendüblichen Vollkonsum massenmedialer Hervorbringungen", den Jürgen Kaube heute in einem Artikel über Bildung beschwört, ist somit ein wirksamer Riegel entgegengesetzt! Der Perlentaucher kann keine Links auf die FAZ mehr setzen, aber er wird sagen, was drinsteht. Und Hunderttausende von Perlentaucher-Nutzern werden - nach Lektüre des Perlentauchers - die Kioske stürmen, um die Papier-FAZ zu kaufen. (perlentaucher) genau, leerkaufen werden wir die kioske. ab sofort also keine faz-artikel mehr für nicht-abonnenten. da lob ich mir die nzz, wo täglich die komplette printausgabe einsehbar ist. "Intelligente, erwachsene, großstädtisch orientierte Männer mit einer hohen Affinität in Sachen Mode, Kosmetik, aktiver Freizeit, Ausgehen, Kunst und Kultur." so die menschen, die amico lesen sollen. amico ist ein herrenmagazin ohne nackte frauen und dreckige witze, zutaten, die zb den playboy ausmachen, denn: es ist von frauen geschrieben. aber wer liest denn jetzt in wirklichkeit den bruder (oder eher die schwester?) von amica? frauen, um sich einen abzulachen? oder männer, die noch nachlesen wollen, was ihnen ihre freundin daheim schon gesagt hat? hats irgendwer gekauft und kann über seine erfahrungen berichten? (faz) david signer wird in porto alegre beinahe zum neoliberalen selbstverantwortungsfritzen und der andere, roger köppel, solls schon lange sein: der tages-anzeiger über denkverbote in der anti-denkverbote-fabrik. "Liest denn überhaupt noch jemand unser Geschreibsel??" fragt woz-mitarbeiterin edith krebs und meint damit nicht die printausgabe der wochenzeitung, die genügend exemplare verkauft, um seine mitarbeiter knapp zu ernähren, sondern das woz-tagebuch, zu dem sie am abend nach der arbeit versolidarisiert ist. helft also mitlesen, es ist ja echt demprimierend, sich ungelesen zu fühlen. und das in der freizeit, halbfreiwillig. |
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