er fühlte sich immer erst dann ganz wohl, wenn er in halber selbstvergessenheit einige gläser wein in seinen grossen mund gegossen hatte; dann spürte er eine wohltuende wärme in seinem ganzen körper und eine zärtlichkeit für alle seine nächsten, dann war sein verstand bereit, oberflächlich über alle die gedanken, die ihn beschäftigten, hinzuhuschen, ohne sich in die tiefe dieser gedanken zu versenken. er musste immer erst eine flasche wein getrunken haben oder deren zwei, um dumpf zu fühlen, dass dieser verworrene, fürchterliche knoten von lebensfragen, der ihn noch vor kurzem so geschreckt hatte, im grunde doch gar nicht so schrecklich war, wie er gemeint hatte. aber von irgendeiner seite her sah er diesen knoten doch immer vor sich, auch wenn sein hirn schon vom wein umnebelt war, wenn er schwatzte oder dem geschwätz anderer zuhörte oder nach dem diner oder souper wieder bei seiner lektüre war. allein wenn er unter dem einfluss des weines stand, dann sagte er sich: "das hat nichts zu sagen. damit werde ich schon zurechtkommen. ich habe auch schon eine erklärung für das alles, nur eben habe ich keine zeit, später will ich mir die ganze sache noch einmal durch den kopf gehen lassen!" aber dieses "später" kam nie. morgens früh, wenn er noch nichts zu sich genommen hatte, standen alle die fragen wieder unlösbar und schrecklich vor ihm, und dann machte pierre sich hastig über ein buch her und war froh, wenn jemand zu besuch kam. manchmal fiel pierre etwas ein, wovon er einmal hatte erzählen hören, nämlich, dass die soldaten im kriege, wenn sie in einer befestigten stellung dem feindlichen feuer ausgesetzt sind, ohne die möglichkeit einer gegenwehr zu haben, sich geflissentlich irgend etwas zu schaffen machen, um leichter über die gefahr hinwegzukommen. und nun hatte pierre die empfindung, als seien alle menschen solche soldaten und suchten sich irgendwelche beschäftigungen, um darüber zu vergessen, wie schwer und voller gefahren das leben war: der suchte seinem ehrgeiz befriedigung zu schaffen, der spielte karten, der arbeitete gesetze aus, ein anderer befasste sich mit frauen, mit spielereien, mit politik, jagd, wein oder amtsgeschäften. "da gibt es nichts wichtiges und nichts unwichtiges, es kommt alles auf das gleiche hinaus! wenn ich mich nur damit vor den rätseln des lebens rette, so gut ich es verstehe!" dachte pierre. "wenn ich das alles, dieses furchtbare nur nicht vor mir zu sehen brauche." tolstoi - krieg und frieden Wie der Zwieback kam, merkte ich nun, was mir gefehlt hatte, mein Zwieback hier war viel zu sauer, dabei konnte mir nichts Vernünftiges einfallen; aber der süsse, altgewohnte Zwieback, in Milch getaucht, brachte auf einmal alles wieder ins rechte Geleise. Und so warf ich die Ausarbeitung beiseite und fuhr im Komponieren wieder fort, bei der Geschichte von der fernen Ärztin. Jetzt bin ich ganz glücklich: der Übergang ist über alle Begriffe gelungen, mit einem ganz wunderbaren Zusammenklang zweier Themas. Gott, was der richtige Zwieback nicht alles kann! - Zwieback! Zwieback! du bist die richtige Arzenei für verstockte Komponisten - aber der rechte muss er sein! aktuelles zum thema lesen im tagesspiegel (via lesefieber) |
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