Biel, 7. August 1918 (an Frieda Mermet)

Liebe Mama; mit anderen Worten Liebe Frau Mermet.

Ich komme durch die zahlreichen lieben Päckli-Sendungen mehr und mehr in Ihre Gewalt oder unter Ihre lieben Pantöffelchen. Glauben Sie nicht auch? Würde es Ihnen Vergnügen machen, liebe Frau Mermet, mich mit Haut und Haar zu besitzen, ungefähr wie ein Herr einen Hund besitzt? Sie werden über derlei Fragen wahrscheinlich lachen. (...) Es ist immer eine liebe Freude, eine Sendung von Ihnen zu öffnen. Man spürt ordentlich, wie sorgsam Sie sie hergerichtet haben, mit so lieben feinen Händen und kleinen geschickten Fingerlein. Beim letzten Mal gab es einen Preiskurant zu studieren; ich habe mir die beiden Zettel aufgehoben, der erste erinnert an einen Posten weisse Batist-Taschentücher. Man bestelle sofort, da der vorhandene Posten nicht sehr gross ist. Für Festgeschenke. R. K. Firtzsche, ersten schweiz. D.-Versandhaus und ... hier ist es mit der Scheere abgeschnitten. Dann kommen Damenhosen, Liebunterröcke, Costümunterröcke, Untertaillen, Hemdhosen, offen und geschlossen, mit Spitzen oder Stickerei, farbige und weisse Schürzen, dass es einem ganz schwindlig wird und der Verstand eine Minute lang stillsteht; weil da alles zuckt und blendet und schimmert von zarten Reizen und Damengeheimnissen. Küchenschürzen, grau und weiss leinene, karierte und glatte. Wissen Sie, liebe Frau Mermet, was ich mir wünsche? Sie seien eine vornehme schöne Madame und ich dürfte dann Ihre Magd sein und eine Mädchenschürze umhaben und Sie bedienen, und wenn Sie nicht zufrieden wären, ich irgendwie Ihren Unmut hervorgerufen hätte, so würden Sie mir Kläpfe geben, nicht wahr, und ich würd über die lieben Kläpfe hellauflachen. Das wäre ein hübscheres Leben für mich als die Schriftstellerexistenz, die ja freilich auch nicht übel ist. Damenbinden, Monatsbinden, Gestältchen für Mädchen, Windelhöschen aus Baumwollflanelle. Sie werden sagen, dass ich der reinste Handelsmann sei oder mich für Damensachen furchtbar interessiere. Eine nette Sorte Dichter, nicht wahr? (...) Ich strenge Ihre lieben Augen ein wenig sehr an mit diesem engen Gekribsel, nicht wahr, liebe Mama. Vielleicht haben Sie nicht ungern, dass ich Sie so nenne. Es ist dann so, als wenn ich Ihnen in allem gehorsam sein müsste, wie ein kleiner Bub; das möchte ich gerne. Hin und wieder würden Sie recht streng sein und mich strafen, dann würde ich vor Sie hinknien müssen und Sie um Verzeihung bitten. Überhaupt würde mich Mama ganz nach Laune und lieber Willkür behandeln. Das sind allerlei einfältige Gedanken, werden Sie sagen, die sich für einen dummen Jungen ziemen oder nicht einmal für einen solchen, aber mir sind es liebe Gedanken. Sie sollten mich einmal recht bei der Nase nehmen mit Ihrer Hand, d.h. mir die Nase mit zwei Fingerchen fest einklemmen, und mich dabei fest und energisch anschauen. Doch um nicht mehr dummes Zeug zu sagen, grüsse ich sie herzlich

Robert Walser

(q)


 ____________



hey, max küng hat recht: lest j. robert lennon.


 ____________



the verb is 'see' not 'walk on': leben fibels


 ____________




 ____________




 ____________



I felt guilty about Toczko. I felt guilty about the little frog. I felt guilty about shunning my mother’s hugs when she seemed to need them most. I felt guilty about the washcloths at the bottom of the stack in the linen closet, the older, thinner washcloths that we seldom used. I felt guilty for preferring my best shooter marbles, a solid-red agate and a solid-yellow agate, my king and my queen, to marbles farther down my rigid marble hierarchy. I felt guilty about the board games that I didn’t like to play—Uncle Wiggily, U.S. Presidential Elections, Game of the States—and sometimes, when my friends weren’t around, I opened the boxes and examined the pieces in the hope of making the games feel less forgotten. I felt guilty about neglecting the stiff-limbed, scratchy-pelted Mr. Bear, who had no voice and didn’t mix well with my other stuffed animals. To avoid feeling guilty about them, too, I slept with one of them per night, according to a strict weekly schedule.

im new yorker: johnathan franzen über seine jugend und die peanuts, david sedaris über seinen mann und einen furunkel.


 ____________




 ____________


Online for 8121 days
Last update: 14.02.06, 23:54
status
You're not logged in ... login
menu
... home
... topics

... Antville.org home
search
 

RSS Feed

Made with Antville



flickr

last.fm

furl

imdb


mail to quimbo | gmail | com