Als ich mich nach der Schule einmal mit Stefan unterhielt, kam Andy, schrie mich an, nannte mich Nutte und machte Schluss mit mir. Sehr Laut. Auf dem Schulhof. Alle, wirklich alle kriegten es mit. Es war ein Skandal. Sämtliche Mädchen schauten mich an, als würden sie mich steinigen wollen. Danach hatte ich eine echt schwere Zeit.
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selbstversuch mit kopftuch
besonders gut kann sich der mensch offenbar an gesichtsausdrücke der verwunderung oder überraschung erinnern. man kann es leicht ausprobieren: einfach an einer vielbefahrenen strasse gegen den verkehr entlanggehen und die entgegenkommenden fahrer mit hochgerissenem arm grüssen.
In den letzten zehn, zwanzig Jahren galt Zürich als total angesagt und all die ambitionierten Einfamilienhausgören, die am wilden Leben schnuppern, sich ausleben und die Umwelt mit ihrer Einmaligkeit beglücken wollten, strömten in die Stadt. Hier fürchteten sie vor allem eins: Provinziell zu wirken. Darum verhielten sie sich so, wie sich bei MTV wichtige Leute verhalten, eilten an Konzert, in Kellerbars, an den Rave, in Clubs, in die Electro-Lounge, an die Hip-Hop-Party, Slang-Nacht und am Schluss dann wieder Konzert. Was halt so angesagt war bei der Jeunesse Dorée. Sie machten ihre Kunsti oder ihre Uni, hatten erst einen grossen Latz und gründeten dann eine kleine Familie. Zweifel-Chips-Werbung statt Aktionskunst. Aber immerhin. Aber Hallo.
Die Sozialarbeiter verteilen Visitenkarten, auf deren Rückseite steht: "Wichtig bei Polizeimaßnahmen. Ihr habt ein Recht auf Aussageverweigerung, einen Anruf und die Dienstnummer des Beamten..."
Die Sozialarbeiter wundern sich, dass die Jugendlichen noch so ruhig sind und nicht randalieren wie in Frankreich. Wahrscheinlich liege es am Kiffen, sagen sie.