nun muss ich doch nochmal erzählen, was mir widerfahren ist bei meinem friseurbesuch letzte woche: ich betrete den salon, eine geschätzt 35jährige deutsche (leggins, pullover, kurze dunkle oder dunkel gefärbte haare, harte gesichtszüge, schlank, nicht besonders attraktiv, mutmasslich frau eines ingenieurs) kommt hinter die theke, ich frage (anders als ein freund von mir, der reinkommt und gefragt wird, was er möchte, "haareschneiden" antwortet und sich blödsinnigerweise vor lachen nicht mehr einkriegt): "ist grad was frei?", sie senkt den blick, blättert in der agenda, sagt "ja, kein problem", ich hänge die jacke an den bügel, werde zum sessel geleitet und ungefragt mit dem "stern" eingedeckt, der in einem, in coiffeursalons seit ich zurückdenken kann üblichen, grünen schutzblatt aus dickem papier steckt, das obwohl ich mich schon auf die "neue revue" gefreut habe. "etwa 10 minuten wirds aber schon dauern, ich muss nur kurz farbe rauswaschen" aus denen dann ein "jetzt kam aber alles zusammen" und 20 minuten werden. dann gehts los, ruck zack, haarewaschen, zurück, hände hoch, kragen frei, aufpassen, ein gefühl wie in der strafkolonie. dann die doppelte empörung: sie geht kurz weg, um was zu holen, ich benutze den augenblick, um mich an meinem schon längst juckenden linken ohr zu kratzen und befreie dementsprechend meinen linken arm unter dem verordneten umhang hervor. sie kommt wieder, setzt sich breitbeinig links von mir auf den hocker und ich berühre (skandal!) beim versorgen meines arms ihren schenkel. ich schaue, wie seit anbeginn des schneidprozederes ernst geradeaus, unter anderem, weil sie, bei coiffeusen ungewöhnlich, schweigt wie ein grab. (anders als ein freund von mir, der als er das letzte mal beim coiffeur länger in den spiegel geguckt hat, das ganze so schrecklich komisch fand, dass eine längere schneidepause eingelegt werden musste.) in diesem spiegel sehe ich nun die weitaufgerissenen augen meiner allerliebsten frisöse, als hätte sie soeben nicht nur ein, sondern 32 flugzeuge gleichzeitig in das wtc rasen sehen. sie schaut mich durchdringend an, ich beginne etwas zu ahnen und als sie sagt: "jetzt aber still! (mein herr, lieber mann, ich weiss es nicht mehr)", bin ich so perplex, dass ich gar nichts mehr sagen kann. die anschliessenden minuten waren jedenfalls die psychohölle, erstarrt in angst, sie macht mir den van gogh. vielleicht bin ich, wenn ich nächstes mal vorbeischaue, schon als grabschi bekannt und sie werden sich streiten, wer mich nicht bedienen darf. es gibt ja schon allerlei an männern und trieben, aber an einem sonnigen wochentag um elf uhr morgens ists schon ziemliche anmassung zu glauben, ich wolle ihr an die leggins. die machte definitiv nicht meinen tag, um diesen blöden satz auch mal zu bringen.


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die national rindfleisch association der usa und ihr projekt cool-2b-real (funded by america's beef producers). folgendes hab ich gelernt:

  1. werbung für beef macht man mit und für schlanke weibliche teenies, da die wohl einfach noch zu wenig davon konsumieren. ihre gegenstücke essen sehrwahrscheinlich genug und von alleine - die muss man nicht mehr bewerben.
  2. weibliche teenies sind keine pubertären nervensägen, sondern heranreifende, schon bald äusserst attraktive, begehrenswerte frauen und top-werbeträgerinnen, die für ihr leben gerne burger bobble und grillin' & chillin spielen. noch lieber aber essen sie fleisch, denn real girls gotta eat (das stimmt ja auch, essstörungen gehen in beide extreme).
  3. man muss nicht lange rumraten, um darauf zu kommen, dass diese website in einer werbeagentur voll von besorgten und idealistischen müttern erfunden wurde (beweis: "eat regularly, at least every three to four hours"...also 4-6x täglich, sowas schlagen ja auch einige diäten vor, gesagt wird nur nicht, wieviel...).
  4. gänsefüsschen machen alles noch viel realer: zb, "Say "hi" or "what's up" to all your "real" girl friends!"
  5. it's so cool to be real.

(via surfstation)


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nach den wäwäwäwäwä-streitereien zum vollmond kommt der nörgelblog grad recht.


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frauenhumor - ein kick ans männerbein?

über sowas lachen also frauen. es fällt auf, dass 10 der 10 witze männerfeindlich sind, nichts, worüber ich mich empören möchte, denn ein witz muss ja irgendwas haben, das die eine seite erhöht und die andere seite erniedrigt - als mann stelle ich mich nicht ungern als opfer zur verfügung, denn gibt es witze ohne opfer, wenigstens teil- oder andeutungsweise? also lieber witz und opfer als kein witz. man kann sagen: ist ja alles klar, steht ja in der emma, gut, aber ist in der frauen lieblingswitz tatsächlich 10 mal der mann das opfer? keine ostfriesInnen, buchhalterInnen, mannis, birnenreindreherInnen, behinderte, raumpflegerInnen, klempnerInnen, schweizerInnen, ostdeutsche oder blonde?

was anderes ist der unterschied zwischen männlichem und weiblichen humor. gibts da überhaupt einen und wenn man einen findet, ist das nicht einfach nur pauschalisiert, weil humor sowieso individuell ist? mir scheint, dass von diesen beispielen die allermeisten nicht viel mehr als ein freundschaftlicher kick ans bein sind, sehr sanft und nett. die angst, verletzend oder ausgrenzend zu sein, eine beziehung zu zerstören, einen krieg anzufachen, scheint vorzuherrschen. der cia-witz mal ausgenommen, der mit grausamkeit, totschlag und waffen für mich nicht in die reihe der anderen passt. zum schmunzeln haben mich die witze gebracht, aber nicht zum röhren. und das ist wohl gut so.

in der frage, was wirklich lustig ist, scheidet sich die welt ja sowieso: für die einen etwas ohne feinsinn, für die anderen etwas zum nur schmunzeln, für die einen menschenfeindlich, für die anderen endlich mal wieder ein grund zum lachen, für die einen stupid, für die anderen ein brüller, die einen wollen nur intelligent lachen und die anderen schon gar nicht. however, hauptsache, es wird gelacht. ab und zu.

(link via netbib)


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Die Polizei empfiehlt: Fremde Personen sollten keinesfalls in die Wohnung gelassen werden. Bei unbekannten Besuchern ist Vorsicht geboten.

öhm...und wie unterscheidet man jetzt eine fremde person von einem unbekannten besucher? ist ein neuer milchmann oder postbote ein unbekannter besucher, während ein zeuge jehovahs eine fremde person ist? vielleicht ist der zweite satz ja auch nur eine zusätzliche warnung. (link)


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friseurgeschichten werden in weblogs gerne erzählt (1/2). wieso das? vielleicht weil man auf fremde, unbefangene menschen trifft, die einen geradezu zwingen, für die dauer einer halben stunde was zu bereden, das über die dimension eines smalltalks mit einer kioskfrau hinausgeht, meist aber auch unter der dimension eines philosophischen gesprächs bleibt. nach der begrüssung wird oft zum klatschheftchen gegriffen, ein titel der sich "frau am wochenende", "frau und leben" oder "wochenfrau" nennt und prinz charles, gloria von, herr wussow und frau tessier zum ungezählten male wiederkäut. wenn man glück hat, dann erwischt man etwas kultiges wie die "neue revue", die, jedenfalls früher, immer hochinteressante reportagen von nackten paaren in deutschland im heft hatte. wer also kein gespräch möchte (als mann bei einer frisöse), der antwortet nur knapp mit "ja" oder "nein", blättert ungeduldig über die königshäuser hinweg, lehnt sich entspannt zurück bei jeder erblickten brust und räuspert sich, dem ohrenschnitt vorbeugend, laut und bestimmt, bevor er die doppel- und dreifachseiten mit beiden händen hochhebt und ausklappt.

einem gespräch kann man aber beim besten willen bei den meisten haareschneidern nicht aus dem weg gehen, es sei denn, man bittet darum, nicht beschwatzt zu werden, was aber sicher als ziemlich unhöflich eingestuft werden wird und bei normalem geschnatterpegel sowieso nichts bringt (und wer will sich schon tatsächlich ins leben des neuen freunds der ex-frau von vertiefen...).

also wird geplaudert: von wo man kommt, das wetter, aktuelles, die üblichen starter halt. der themenstarter jedoch wird in der regel durch eine klatschseite ausgelöst: der arme michael jackson, der hats ja wirklich nicht leicht, aber das mit den operationen, der ist ja schon selber schuld und haben sie das mit dem sauerstoffzelt gehört und das mit dem affen und, nein, ogott, das mit den kindern, da wollen wir gar nicht drüber reden. aber an dieser stelle wirds nicht peinlich, weil das telefon läutet, eine neue kundin zur tür hereinkommt oder die kollegin im richtigen moment was zu fragen hat. es ist überhaupt nie was peinlich in einem friseursalon, schon gar nicht die eigene frisur, ne, die ist gut, auch hinten, ja, gut ausgeschnitten. peinlich wird es einem erst daheim vor dem spiegel, wo man dann erkennt, wie der kopf neu wirklich aussieht. dann traut man sich ein paar stunden nicht mehr aus dem haus, wenn man dann aber tage später keine kleinen haare mehr findet im ohr oder auf dem kissen oder in der badewanne, dann vergisst man, dass man ja blöd und hässlich ist und geht wieder auf die strasse und wenn man die frisöse sieht auf der strasse, auf dem heimweg, dann grüsst man sie freundlich, denn sie sind menschen, die nicht schwierig sind wie die meisten, die selber frisuren haben, die anderen mut machen müssen. ich geh gerne zum coiffeur, aber echt!


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