was es wohl heissen mag, seine sms ohne erkennbaren grund plötzlich in dialekt abzufassen? neue gesetze ändern einiges im alltag, der strassenverkehr ist ein bereich, von dem wir alle betroffen sind. zb der vortritt des fussgängers am fussgängerstreifen (in kraft seit 1994): während es dem fussgänger untersagt ist, den streifen überraschend zu betreten, hat der autofahrer die pflicht, sein gefährt vor dem fussgängerstreifen zum stillstand zu bringen, wenn eine person die strasse überqueren möchte. wann genau letzteres der fall ist, muss innert augenblicken entschieden werden und ist in vielen fällen einschätzungsfrage. letzte woche zb war ich beifahrer eines schnellen sportwagens mit ruppigem fahrer und als dieser aus einem kreisel kommend ordnungsgemäss und brüsk vor dem streifen bremste, schaute uns eine alte frau mit grossen augen an und huschte nach zwei sehr langsam zurückgelegten metern, wohl aufgrund eines von ihr angestellten vergleichs der eigenen geschwindigkeit mit dem (angestrebten) tempo dieses autos, plötzlich sehr flink über die strasse. ich war mir für einen moment sicher, dass sie die strasse gar nicht queren wollte, sondern lediglich zufällig dort stand. heute früh eine andere alte dame mit grossem auftritt: vom ersten sonnenlicht beschienen schritt sie gemessen und mit hocherhobenem haupt zwischen zwei besonnenbrillten tiefdach-autofahrern, die ihr mit grimmigen blick recht gaben. ein kleines stück freiheit nur, doch ich möchte wetten, es gibt menschen, die fussgängerstreifenüberqueren zu ihren hobbies zählen. nächstes jahr gibt es noch mehr neue gesetze, von denen mir als einschneidenstes der ausweisentzug für immer auffällt. es wird also verkehrssünder geben, die nie, nie, nie wieder autofahren dürfen, auch wenn sie seit ihrem zweiten lebensjahr ferrari-modelle sammeln, mit zwölf schon vaters wagen entführt haben, mit achtzehn ihre autoprüfung einer fahrstunde und null fehlern bestanden haben und sich sozusagen von auspüffen und vergasern ernähren. hart, ist aber schneller passiert als man sich vorstellt (genauer: schneller, als sich das autofahrer solcherart vorstellen möchten). so wird ein autofreak zum bahnfahrer, wie ein sexsüchtiger zum eunuch. zu diesen einschnitten hinzu schafft der staat mit den drastischen geschwindigkeitsstrafen ein starkes gegengewicht zur autoindustrie, die immer noch schnellere und leistungsfähigere produkte baut. einmal das gas angetippt, steht man schon im grenzbereich - ein grund mehr, kein auto zu besitzen oder eins, das kaum über 150 kommt. nochwas ist die nulltoleranz bei drogen wie "cannabis, kokain, heroin, morphin und einigen designerdrogen wie zum beispiel ecstasy": was man nicht messen kann, muss man halt verbieten. es ist anzuzweifeln, ob man mit diesen drogen besser oder schlechter fährt, wahrscheinlich einfach etwas anders. wie genau, das wird unter anderem vom drogenmix und -pegel, von der charakterlichen grundlage und von der einflussresistenz des verkehrsteilnehmers bestimmt. sag mir einer, ein jeder habe nüchtern autofahren gelernt. angenommen, du liest ein gedicht, das dich sehr berührt und du willst wissen, von wem es ist und es stellt sich heraus, es ist von, sagen wir, stalin oder hitler oder dutroux - was fühlst du dann? nebenan wohnt ein ein älteres pärchen, das wohl ins altersheim muss, wenn ihr haus, in dem sie sicher schon seit jahrzehnten zusammen zwei oder drei zimmer bewohnen, nächstens wegen wertschöpfung abgerissen wird. er ist klein und feist, hat einen hut und geht mit trippelschrittchen (unvergesslich: ein ihn im garten überraschendes gewitter letzten sommer) tief über seinen stock gebeugt und macht dabei in einer stunde geschätzt einen km (was illusorisch ist: ben johnson machte auch nicht vierzig km in einer stunde, auch nicht mit drogen). er ist, verzeihung, pothässlich und erinnert nicht entfernt an eine kröte. was ihr an roten lippen fehlt, hat er, flankiert von farbigen flecken auf der von einzelnen haaren durchsetzten gelbweissen stirn. sie ist weiss gott auch nicht die schönste, jedoch total rüstig: gestern hat sie beim heimrennen ein kindervelo beim lenker gepackt und vom gehweg richtung büsche geschleudert, ohne dabei ihren forschen schritt zu verlangsamen. sie zeigt auch gerne/täglich/bei jedem wetter bein und trägt ausschliesslich röcke, die zehn cm über den knien enden. dass sie zusammengehören, ist eigentlich nur kurz nach dem hauseingang zu erkennen oder wenn sie ab und zu gnädig stehenbleibt (wie um auf ihren alten köter zu warten) - sonst erlaubt sie sich nämlich einen vorsprung von zwanzig bis zu sicher hundert metern. ihre übermacht ist erdrückend und ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass sie auf diese je verzichtet. draussen sind sie mehrmals täglich, um halb acht uhr früh, über den mittag, am nachmittag. man möchte seine täglich glückende heimkehr in sein gebet einschliessen, würde man sowas nur machen. dieser blick eines jungen hundes, lachend und gespannt, als der trainer den ball zu werfen antäuscht und zurückbehält. und ihn dann doch wirft, zum besitzkampf zwischen verteidiger und stürmer. das sichere gefühl, ganz anders zu träumen, wenn schnee fällt in der nacht. diese grosse vanilleglacékugel auf dem mittleren bild da. wie wäre es doch, mit den händen einen schneeball zu formen, ihn auf den boden zu legen und mit dem fuss ein paar sanfte schubser zu geben, damit er etwas grösser wird. den schnee auf allen seiten etwas andrücken und wenn fussballgrösse erreicht ist, mit beiden händen untergreifen und rollen. weiter rollen, bahnen rollen, kreuz und quer, da wo es schnee hat. beim rollen darauf achten, dass es eine wohlgeformte kugel wird, nicht eine roulade. rollen, rollen, rollen, bis das gras aus dem schnee lugt, es später mitsamt wurzeln und dreck mitgerissen wird. wenn sie denn mannshoch ist und nicht mehr einen meter zu bewegen ist und man sich am kopf kratzt, ihn schweissnass an die kugel lehnt, das angebot eines dahergelaufenen akzeptieren und zusammen weiterrollen, bis sie gross ist, unheimlich gross. mit weiteren herbeigerufenen und schlussendlich allen verfügbaren einen letzten anstieg vor dem grossen abhang meistern, dann das werk gemeinsam auf der kuppe balancieren. ein paar meter zur seite treten, den grossen weissen runden ball mit den heissen roten gesichtern drumrum betrachten und mit letzten kräften von 10 herunter schreien. bei 0 dazulaufen zum finalen stoss und auf dem bauch mit offenem mund endlos und in weisser weisser stille... |
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