Man könnte sagen, ich bin gar nie erwachsen geworden. Es hiess immer: Jetzt musst du dann die Kinderschuhe ausziehen. Ich habe immer Spiele gebraucht, und das führte zu einer gewissen Einsamkeit. Die Freunde, mit denen ich früher spielte, arbeiteten plötzlich, heirateten, bauten ein Häuschen. Das hat mich deprimiert. Da hab ich halt alleine weitergespielt und wurde als Spinner angeschaut. Ich mache immer noch das Gleiche wie früher, einfach mit einem andern Bewusstsein. Die spielerische Komponente ist immer noch stark. In unserer Gesellschaft ist das problematisch. Manchmal muss man es auch verbergen. Ich habe ja zehn Jahre auf meinem Beruf als Bauzeichner gearbeitet, da gab es nicht viele Möglichkeiten für Spiel. Wenn du Fehler machtest bei den Zeichnungen, gab’s nachher andere Spielchen... Manchmal hab ich absurde Zeichnungen gemacht, und der Architekt war entsetzt. Ich hatte den Kopf woanders, ich war nicht glücklich.
Eines Tages ging ich in einen Spunten, den mein Cousin führte. Am Vortag war etwas über mich am Fernsehen ausgestrahlt worden, eine Aktion, wo ich Sand eine Treppe hinunterleerte. Ich mein Bier am Stammtisch, da kam einer zu mir und sagte ganz bedeutungsschwer: «Hab dich am Fernsehen gesehen.» Ich dachte, was kommt wohl jetzt? Und er fuhr fort: «Roman, spinnst du eigentlich? Ein erwachsener Mann, der Sand die Treppe hinableert!» Alle am Tisch lachten. Es war peinlich. Ich ging und kam nie mehr. Schofseckel. Aber was wollte ich denen erklären? Ich war zu weit weg.
Ich hatte zum Beispiel einen Cousin, der war bei der Feuerwehr. Auf ihn war ich stolzer, als wenn er Professor gewesen wäre. Er kam mal an eine Ausstellung mit Zeichnungen für Projekte. Aber am Ende sagte er lediglich: «Fonktioniert.» Es waren vor allem Projekte mit Feuer und Wasser, und er konnte das beurteilen. Man muss nicht immer von Kunst reden. Mich beeindrucken Leute, die etwas gut können. Das kann ein Konditor, ein Weinbauer oder ein Detektiv sein. Das sind auch Künstler. Ich versuche, die Kunst zu vergessen, wenn ich etwas mache.
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»Mutti, sind wir den ganzen Weg hierhergefahren, bloß um uns Bilder von Suppendosen anzugucken?« »Das sind Andy Warhols, Herzchen, und er bedient sich eines geschliffenen heuristischen Instrumentariums, um die Bruchlinien signifikanter Verschiebungen und die sedimentierten Facetten seines Kairos zu erkunden und offenzulegen.«
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