Mittwoch, 30. April 2003

«Ich werde dir Disziplin beibringen», schrie mich der Hip-Hopper auftrumpfend an. «Ach ja. Und wie?» Ich versuchte den Gelassenen zu spielen. «Fünfzig Kniebeugen, hier auf der Stelle», fuhr er fort und demonstrierte umgehend, wie die Übung auszusehen habe. Er ging vor mir in die Hocke, federte wieder hoch, winkelte dabei die Arme auf Kopfhöhe ab und steckte die Zeigefinger in die Ohren. Dies kam mir plötzlich derart absurd vor, dass ich in lautes Lachen ausbrach. «Ich wäre schon nach zwanzig Kniebeugen tot», prustete ich.

Der Hip-Hopper hielt inne. «Nur zwanzig?», fragte er und schaute mich an. «Und dein Freund?» Er zeigte auf Nathan, den Fotografen. «Der schafft die fünfzig ohne Probleme.» ? «Und du nur zwanzig», wiederholte er kopfschüttelnd, «nein wirklich.» Die Stimmung war auf einen Schlag gekippt, und er hatte sich in einen völlig anderen Menschen verwandelt. Er begann ebenfalls zu lachen. «Wir wollen nicht, dass du stirbst. Du hast noch einiges Leben vor dir.» Er klopfte mir freundlich auf die Schultern. Alles Gewalttätige, Fiese war von ihm abgefallen. Er heisse Sla, zwinkerte er charmant, Sla George Geely jr., und er sei ein Angehöriger der Security des Präsidenten Taylor. Er zog einen in Plastik eingeschweissten Ausweis hervor, den er an einem Kettchen um den Hals trug. Aber eigentlich sei er ein Rapper, «a rapa», und er rappe jeden Abend. Zum Beweis sang er ein paar rhythmische Verse und fuchtelte dazu mit den Armen. Es tönte nicht schlecht.

eugen sorg und nathan beck in liberia


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