Sonntag, 9. März 2003

ein interview mit bundesrätin ruth metzler in der sonntagszeitung: drei journalistInnen werden zum gespräch hingeschickt und begrüssen sie mit der feststellung, sie sei eine buhfrau. ein paar fragen weiter: "Sie haben nichts gelernt, wenig Gespür für die Mechanismen der Politik entwickelt, sind eine unpolitische Technokratin geblieben.". es geht weiter mit ununtermauerten feststellungen, dubiosen vorstellungen und guten ratschlägen: "sie haben keine Visionen / sie gehen nicht an Svp-Veranstaltungen und machen den Polit-Kasper / Solche Auftritte würden Ihrem Image aber nicht schaden, könnten sogar mithelfen, in Sachfragen zu gewinnen.". und dann werden ihr nochmal all die kleinen von den medien inszenierten skandälchen vorgesetzt (in die ferien abhauen / zuviel mit dem heli rumfliegen / couchepin vs. calmy-rey)

ich bin zwar kein anhänger von ruth metzler, aber mich stört es, wenn ein bundesrat sozusagen verpflichtet ist, sich ab und zu von irgendwelchen journalisten mit "harten fragen" den kopf waschen zu lassen. das ganze gespräch geht nur um ein sammelsurium von boulevard-themen, kleidung, stil, gerüchte, topthemen. keine sachfrage diskutiert und das im grossen interview der grossen sonntags-zeitung? wollen uns die sz tatsächlich alle an den stammtisch bringen? damit wir gemeinsam über die unfähigen in bern fluchen können? solche beiträge fördern doch nichts als das: weniger kompetenz, weniger sachfragen, mehr oberflächlichkeit, mehr persönliches, alle in die arena und dann nicht mehr reden, sondern geräusche machen und die zähne fletschen. ich denke, der sonntags-blick ist unterdessen weniger boulvard als die sonntags-zeitung.


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