Dienstag, 4. April 2006

Osho, der – gemäss eigener Aussage – 1953 erleuchtet wurde, merkte, dass den Westlern allein durch traditionelle Meditation (inneres Stillwerden oder zumindest Abstandnehmen vom unaufhörlichen Gedankenfluss) nicht zu helfen war. Um die Vorherrschaft des Verstandes, die Kontrollwut, das Leistungsprinzip, die jahrhundertelange Einschüchterung durch die Religion und die körperliche Verkrampfung aufzulösen, bedurfte es anderer Methoden. So entwickelte er das, was er «chaotische Meditation» nannte, eine Kombination von wilden Atemtechniken, entfesseltem Tanz und klassischer Versenkung. Früh schon nahm er auch Anregungen aus verschiedenen westlichen Psychotherapien auf. Legendär waren in den siebziger Jahren seine «Encounter»-Gruppen, wo die Mitglieder – nach dem Motto «Alles rauslassen!» – abwechslungsweise mit den Fäusten aufeinander losgingen (der interne Arzt wurde zum Rippenbruch-Spezialisten) und amourös übereinander herfielen. Wie Freud war Osho der Ansicht, alles, was unterdrückt werde, kehre nur um so obsessiver wieder. Erleuchtung hiess für ihn, total zu sein, das heisst, alles an sich zu akzeptieren, nichts zu verdrängen, auch nichts Sexuelles.


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