Dienstag, 30. August 2005

im lotto nach jahren wieder vier von sechs richtigen getippt, richtig waren die ersten drei und die fünfte zahl, hätte ich mir das ganze doch in der (aus maschinenversagenstechnischen gründen vorher aufgezeichneten) tv-ziehung angesehen, dann wären ein paar ekstatische gefühle mein gewesen, so bin ich dermassen abgekitzelt, dass ich den noch nicht eingelösten gewinnschein nun schon über eine woche mit mir rumtrage und ihn dann und wann, zb an der kasse von supermärkten, etwas gelangweilt mit den fingern berühre. wie unsinnig auch, lotto zu spielen. hört man doch nur von den unglücklichen, weil verschuldeten gewinnern mit ihrer standard-geschichte vom zuerst grossen glück und dem darauffolgenden verlust von frau, freunden, selbstgegründeter firma (immer!) und haus. was ist eine million oder zwei überhaupt für eine anerkennung, das unglaubliche glück gehabt zu haben, sechs zahlen aus fünfundvierzig erraten zu haben? wie grossartig meine vier zahlen! wie mickrig diese fünfzig franken! freiwillige steuerzahler dürfen so nicht weiter verraten werden! ach was, ich spiel einfach nicht mehr mit und gewinn dann auch nie was. vermaledeiter spieltrieb...


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Montag, 22. August 2005

rätsel um schweigenden mann gelöst


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Freitag, 19. August 2005

Japan ist einer der grössten Absatzmärkte für Reggae und Dancehall, in Tokio floriert japanischer Reggae mit japanischen Texten – und eine Dancehall-Queen in Jamaika war Japanerin. Im «Exodus Nuclear Studio» traf ich einen jungen Japaner, der nach eigenen Worten einen Stage als Selector in Kingston absolviert und perfekt Patois spricht. «Ich bin ein Botschafter», sagte er.

«Was ist denn deine Botschaft?», fragte ich ihn.

Er überlegte einen Moment, dann schrie er: «Fuck off Koizumi! Japanese Babylon System bum!»

david signer - wenn die vulva zum vulkan wird


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Donnerstag, 18. August 2005

fühlen, als ob wie wenn man geliebt wird!

mit dem stressvernichter wuschi-wuschi


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Mittwoch, 17. August 2005

Ein Kind, das schon die gleichen Schwierigkeiten mit der Zeit und mit den andern hat wie ein Erwachsener: es läuft, unter den andern Kindern, völlig ziellos im Garten herum, bleibt stehen, macht Anfangsbewegungen eines Spiels, die es sofort ratlos wieder abbricht; dann wieder kleine klägliche Nachahmungen der Lebhaftigkeit der anderen Kinder, aus dem Stand, völlig sinnlose, virtuos sein wollende, dabei nur sehr traurig lächerliche Handlungen im Kreis durch den Garten, Hüpfen, Sich-Anschleichen, Sich-um-sich-selber-Drehen, das alles unter all den anderen, die ihren Rhythmus haben, in einer völligen Einsamkeit; und als es einmal, ein einziges Mal, im Rhythmus mit den andern ist und ganz stolz zu denen hinschaut, wird es gar nicht bemerkt, und selbst die Hunde, zu denen es sich beugen will, laufen an ihm vorbei, und so geht es, die Hände auf dem Rücken, im Kreis weiter, scheinlebhaft manchmal aus der Traurigkeit aufhüpfend.

Peter Handke, Das Gewicht der Welt, Eintrag vom 18. April, S. 113


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Dunkel, Schneefall. Überstarke Darmwinde, nicht recht in Ordnung. Trank aber ein Tässchen Kaffee vorm Rasieren. Frühstück mit Kaviar. - Korrekturen. - Schneetreiben, nicht ausgegangen. (...) Nachmittags klares Wetter. - Erika las abends aus den "Zugvögeln", hübsch. - Böse Darmwinde ohne Ergebnis. Schwacher Magen.

Thomas Mann, Tagebuch, 19.4.1954 (q)


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Biel, 7. August 1918 (an Frieda Mermet)

Liebe Mama; mit anderen Worten Liebe Frau Mermet.

Ich komme durch die zahlreichen lieben Päckli-Sendungen mehr und mehr in Ihre Gewalt oder unter Ihre lieben Pantöffelchen. Glauben Sie nicht auch? Würde es Ihnen Vergnügen machen, liebe Frau Mermet, mich mit Haut und Haar zu besitzen, ungefähr wie ein Herr einen Hund besitzt? Sie werden über derlei Fragen wahrscheinlich lachen. (...) Es ist immer eine liebe Freude, eine Sendung von Ihnen zu öffnen. Man spürt ordentlich, wie sorgsam Sie sie hergerichtet haben, mit so lieben feinen Händen und kleinen geschickten Fingerlein. Beim letzten Mal gab es einen Preiskurant zu studieren; ich habe mir die beiden Zettel aufgehoben, der erste erinnert an einen Posten weisse Batist-Taschentücher. Man bestelle sofort, da der vorhandene Posten nicht sehr gross ist. Für Festgeschenke. R. K. Firtzsche, ersten schweiz. D.-Versandhaus und ... hier ist es mit der Scheere abgeschnitten. Dann kommen Damenhosen, Liebunterröcke, Costümunterröcke, Untertaillen, Hemdhosen, offen und geschlossen, mit Spitzen oder Stickerei, farbige und weisse Schürzen, dass es einem ganz schwindlig wird und der Verstand eine Minute lang stillsteht; weil da alles zuckt und blendet und schimmert von zarten Reizen und Damengeheimnissen. Küchenschürzen, grau und weiss leinene, karierte und glatte. Wissen Sie, liebe Frau Mermet, was ich mir wünsche? Sie seien eine vornehme schöne Madame und ich dürfte dann Ihre Magd sein und eine Mädchenschürze umhaben und Sie bedienen, und wenn Sie nicht zufrieden wären, ich irgendwie Ihren Unmut hervorgerufen hätte, so würden Sie mir Kläpfe geben, nicht wahr, und ich würd über die lieben Kläpfe hellauflachen. Das wäre ein hübscheres Leben für mich als die Schriftstellerexistenz, die ja freilich auch nicht übel ist. Damenbinden, Monatsbinden, Gestältchen für Mädchen, Windelhöschen aus Baumwollflanelle. Sie werden sagen, dass ich der reinste Handelsmann sei oder mich für Damensachen furchtbar interessiere. Eine nette Sorte Dichter, nicht wahr? (...) Ich strenge Ihre lieben Augen ein wenig sehr an mit diesem engen Gekribsel, nicht wahr, liebe Mama. Vielleicht haben Sie nicht ungern, dass ich Sie so nenne. Es ist dann so, als wenn ich Ihnen in allem gehorsam sein müsste, wie ein kleiner Bub; das möchte ich gerne. Hin und wieder würden Sie recht streng sein und mich strafen, dann würde ich vor Sie hinknien müssen und Sie um Verzeihung bitten. Überhaupt würde mich Mama ganz nach Laune und lieber Willkür behandeln. Das sind allerlei einfältige Gedanken, werden Sie sagen, die sich für einen dummen Jungen ziemen oder nicht einmal für einen solchen, aber mir sind es liebe Gedanken. Sie sollten mich einmal recht bei der Nase nehmen mit Ihrer Hand, d.h. mir die Nase mit zwei Fingerchen fest einklemmen, und mich dabei fest und energisch anschauen. Doch um nicht mehr dummes Zeug zu sagen, grüsse ich sie herzlich

Robert Walser

(q)


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